Michelstadt, den 09.11.2023 Michael Weyrauch, den Verkaufstrainer mit Herz für Selbstständige und Burn-out:
**Jungunternehmer Michael Weyrauch über die Gefahren zwischen Arbeit und Erschöpfung**
Selbstständige und Unternehmer sind besonders gefährdet.
*“Eines Tages hat es Peng gemacht“ – so beschreibt Michael Weyrauch das Gefühl, als er vor gut einem Jahr zusammenbrach und in die totale Erschöpfung glitt. Er hatte ein Burn-out. Mit 22 Jahren. Michael Weyrauch ist Gründer und Inhaber der Unternehmensberatung Weyrauch Consulting mit Sitz in Michelstadt.*
Dort berät und schult er Unternehmer und Start-ups im deutschsprachigen Raum in puncto Verkauf, Vertrieb, Geschäftsmodelle und Social-Media-Community-Marketing. Fünf Jahre Vollgas in der Selbstständigkeit haben ihn schnell dorthin gebracht, wo er hinwollte. Aber das hat auch Tribut gefordert. Michael Weyrauch ist einer von vielen. Seit Jahren steigen die Zahlen der Burn-out-Diagnosen in Deutschland rasant. Selbstständige und Unternehmer sind eine besonders gefährdete Risikogruppe. Michael Weyrauch sagt: „Selbstständige geben Vollgas und vergessen, auch auf die Bremse zu treten.“
Knapp ein Jahr nach seinem Zusammenbruch hat er das Tief ohne Medikamente überwunden. Heute ist er sensibilisiert und kennt die Alarmzeichen der totalen Erschöpfung. Das Thema selbst ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil seiner Coachings, weil er andere davor bewahren will, Ähnliches durchmachen zu müssen.
Es ist eine Gratwanderung: Gerade in der Aufbauphase müssen Unternehmer alles geben, der Arbeit Priorität einräumen und auch bis spätnachts und an den Wochenenden im Büro sitzen. Gleichzeitig wissen die meisten Gründer, dass sie sich nicht überfordern sollten, um nicht in ein Burn-out zu rutschen. Was die wenigsten wissen: Wo ist die gesunde Grenze? „Da hat jeder sein individuelles Limit, aber sicher ist, dass man Regenerationsphasen benötigt. Auch ein Sportler trainiert nicht an sieben Tagen pro Woche“, sagt Michael Weyrauch. Das Thema Burn-out wird immer relevanter, beobachtet er. Denn die Arbeitswelt wird zunehmend anspruchsvoller: Selbstständige müssen sich auf einem hart umkämpften Markt behaupten, Angestellte erleben immer häufiger, dass weniger Mitarbeiter mehr Arbeit erledigen. Beide Gruppen schieben oft einen Berg an Unerledigtem vor sich her. Das zehrt.
Doch nicht jeder, der viel arbeitet, entwickelt sofort ein Burn-out-Syndrom. „Wer mal zeitweise intensiv arbeitet, erlebt vielleicht Stress, aber noch kein Burn-out“, sagt Michael Weyrauch. Von solchen Arbeitsphasen kann man sich wieder erholen. „Ein Burn-out baut sich über längere Zeit auf“, weiß er aus eigener Erfahrung. Bereits als Jugendlicher begann er, mit Verkauf, Vertrieb und Social-Media-Marketing für Unternehmen sein erstes Geld zu verdienen.
Er gründete seine eigene Verkauf, Vertrieb und Social-Media-Marketing Agentur während der Pandemie 2021. Wenig später wurde dies zur Unternehmensberatung Weyrauch Consulting, die Firmen berät, wie sie ihre Produkte und Dienstleistungen im Internet vermarkten können.
Michael Weyrauch hat lange Zeit Vollgas gegeben. „Ich habe vier Jahre lang sieben Tage pro Woche gearbeitet, oft auch bis spät in die Nacht. Gegessen habe ich nebenher am Schreibtisch. Für Ausgehen mit Freunden oder gar Sport blieb da keine Zeit. Das ging auf den Körper und die Psyche.“ Bereits mit Anfang 20 nahm der frühere Triathlet und Fußballer extrem an Gewicht zu. Dazu kamen massive Schlafprobleme. Bekannte sagten ihm, er sei plötzlich gealtert. „Dann erlebte ich auf einem Business Event eine Panikattacke. Mein Körper war voller Adrenalin.“ Von da an fühlte er sich nur noch müde und erschöpft. Selbst ein T-Shirt anzuziehen, war anstrengend.
Heute kennt er die Alarmzeichen eines Burn-outs:
„Wenn die Arbeit das komplette Leben bestimmt, man sich sozial zurückzieht und keine Freunde mehr sieht, sich ständig gestresst fühlt, auch wenn es dazu gar keinen Anlass gibt, man dauerhaft müde ist und Schlafprobleme hat, ist das Alarmstufe Rot“, sagt Michael Weyrauch.
Hätte er auf sein Umfeld gehört, das ihm immer wieder zurief, zu viel zu arbeiten, hätte er die Notbremse ziehen können. „Aber in solchen Phasen ist man taub.“
„Aus kleinen Techniken kann man viel herausholen.“
Michael Weyrauch holte sich ärztliche und therapeutische Hilfe und krempelte sein Leben komplett um. Sport, gesunde Ernährung und Entspannungstechniken sind heute fester Bestandteil seines Alltags. „Früher habe ich geschmunzelt, wenn jemand erzählt hat, er mache Yoga oder Atemübungen. Heute schätze ich die Techniken und wende sie selbst an.“ Der mentalen Gesundheit kommt im Genesungsprozess eine zentrale Bedeutung zu. Mit psychologischer Unterstützung hat er seine Glaubenssätze verändert: „Früher habe ich mich ständig getrieben gefühlt, Dinge erledigen zu müssen, To-do-Listen abzuhaken, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten und bloß nichts liegenzulassen. Heute gehe ich alles gelassener an.“
Mittlerweile arbeitet er im Wechsel mal vier, mal fünf Tage pro Woche. Morgens beginnt er den Tag mit Fitness, Joggen, Yoga. Eine Mittagspause ist obligatorisch, zwischendurch macht er zusätzlich „Mikropausen“, wie er sie nennt: Zeit für eine Atemübung oder einen kurzen Gang an die frische Luft. „Aus kleinen Techniken kann man viel herausholen.“ Spätestens um 19 Uhr verlässt er das Büro, die Abende und die Wochenenden sind arbeitsfreie Zeit. Erholung tankt er in der Natur, beim Radfahren, Wandern. „Gerade in einem kreativen Job ist es wichtig, Regenerationsphasen zu haben.“ Seit er sich freie Zeit gönnt und Raum zum Reflektieren gibt, sprudeln die guten Marketing-Ideen im Job. Allerdings ist der Heilungsprozess nicht linear. „Es gibt Rückschritte. Geduld zu haben, ist deshalb das Schwierigste. Aber wenn man seinen Körper lange vernachlässigt hat, braucht es Zeit, bis er sich wieder regeneriert.“
Besonders stolz ist er darauf, dass er aus dem Burn-out ganz ohne Medikamente herausgekommen ist. „Ich hätte es mir vereinfachen können. Aber ich habe einen Weg ohne Medikamente gewählt. Es hat für mich funktioniert – und ist sicher auch nachhaltiger. Das ist eine wichtige Botschaft in meinen Coachings. Die Teilnehmer sollen wissen, dass sie sehr viel durch die eigene Willenskraft erreichen können.“
*Gesunde Lebensgestaltung ist heute Teil von Beratung und Coaching*
Ein Burn-out kann jeden treffen, jedoch sind Selbstständige besonders anfällig, meint Michael Weyrauch. „Sie schultern die komplette Verantwortung ihres Unternehmens, von der Auftragsakquise über Steuer- und Haftungsfragen bis hin zur Altersvorsorge. Gerade beim Aufbau einer Firma kann das überfordern. Die gute Nachricht: Man hat es selbst in der Hand, ob man ein Burn-out entwickelt. Es gibt wirksame Präventionsstrategien.“ Deshalb ist die gesunde Lebensführung heute ein Baustein in der Beratung junger Gründer beim Aufbau eines eigenen Business. „Ich gebe meine Erfahrungen weiter. Wenn man einmal ein Burn-out hatte, ist man sensibilisiert.“ Wer als Selbstständiger gut verdient, sollte einen Teil des Geldes in die eigene Gesundheit investieren, rät Michael Weyrauch. Und noch einen praktischen Tipp gibt er seinen Schülern weiter: „Wenn man sich an einem Tag faul fühlt, sollte man auch faul sein.“