KI in Social-Media-Marketing: das Aus für Agenturen?
- Ohne Emotionen geht es nicht: Social-Media-Experte Michael Weyrauch über KI und die Zukunft des Agenturgeschäfts
- Das Manko der Künstlichen Intelligenz: kreatives Denken
Michelstadt, 20. September 2023. Texten, Bloggen, Posten – Künstliche Intelligenz (KI) kann schon heute viele Aufgaben im Social-Media-Marketing übernehmen. Das klingt wie ein Versprechen, dass bald jedes Unternehmen seine Werbung im Netz per KI erledigen kann. Können Social-Media-Agenturen also bald einpacken? Weit gefehlt. „Gutes Onlinemarketing braucht kreative Köpfe“, sagt Michael Weyrauch, Social-Media-Experte und Inhaber der Online-Unternehmensberatung Weyrauch Consulting mit Sitz in Michelstadt. Denn um Reichweite im Netz zu generieren, braucht es mehr als Texten, Bloggen und Posten.
Künstliche Intelligenz ist spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT vor gut einem Jahr in aller Munde. Einige Branchen befürchten, dass die inzwischen unzähligen vermeintlich denkenden Maschinen ihren Job bald ersetzen werden. Für viele hat KI deshalb etwas Bedrohliches. Michael Weyrauch gehört nicht dazu. Der Unternehmer berät Firmen, wie sie Social-Media-Marketing gezielt einsetzen können, um Reichweite und Sichtbarkeit im Netz zu generieren. Weiterhin hat er ein Coaching entwickelt, mit dem er Unternehmen und Gründer beim Aufbau von Social-Media-Agenturen unterstützt. In seiner eigenen Agentur setzt er KI bereits aktiv ein.
„KI kann rein operative Aufgaben wie das Schreiben von kurzen Texten, das Erstellen von Blogbeiträgen oder Inhalten für Webseiten übernehmen. Auch beim Verfassen von E-Mails oder Verträgen kann KI gute Dienste leisten. Ich sehe KI daher als Bereicherung, denn die Arbeit mit ihr spart Zeit und damit auch Geld.“
KI-Stärke: Texte in Sekundenschnelle
Wie KI zum gewinnbringenden Mitarbeiter wird, zeigt Michael Weyrauch an einem Beispiel: Ein Baumarkt möchte über Social-Media-Marketing seine Reichweite erhöhen und Fachkräfte gewinnen. Dazu lässt sich mit KI schnell recherchieren, welche Themen rund um das Thema Baumarkt und Baubedarf für Kundinnen und Kunden relevant sind. Außerdem kann mit KI gezielt nach Schlagworten gesucht werden, die im Zusammenhang mit Baumarkt und Baubedarf besonders häufig in Suchmaschinen eingegeben werden. Auch kurze Texte zu einem ausgewählten Thema können in Sekundenschnelle generiert werden.
„Ob das, was die KI ausspuckt, auch inhaltlich korrekt ist – dafür braucht es dann aber eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter“, sagt Michael Weyrauch. Hundertprozentig traut er den Ergebnissen der KI bis jetzt nicht: „Einer muss da immer noch mal drüber lesen.“ In der Firma von Michael Weyrauch ersetzt die KI keine Mitarbeiter, aber sie erleichtert ihnen die Arbeit. Trotzdem benötigt die Denkmaschine Befehle, die ein Mensch eingeben muss. So kommen neue Arbeitsinhalte hinzu, während andere wegfallen.
Bei guten Ideen hat KI ausgedient
Was KI allerdings nicht kann: kreativ denken. Und genau darauf kommt es beim Social-Media-Marketing an. „Eine Kampagne zu entwickeln, eine Dienstleistung oder ein Produkt als Marke aufzubauen, hat immer mit Emotionen und guten Ideen zu tun“, sagt Michael Weyrauch. Dabei komme es auf die Menschen an, die die Marketingstrategie entwickeln. „Kreativität entsteht durch Erfahrung und den Austausch im Team – das kann keine Maschine ersetzen.“
Eine Gefahr im Umgang mit KI sieht Max Weiß dennoch: Wenn junge Gründer*innen einer Social-Media-Agentur alles auf die Karte KI setzen und sich zu sehr auf das Thema fokussieren. „Eine Agentur, die nur auf dem Einsatz von KI basiert, wird nicht erfolgreich sein“, sagt Weyrauch. Er rät, das Thema in der Gründungsphase sogar ganz außen vor zu lassen und erst einmal das Handwerkszeug des Onlinemarketings zu lernen, etwa Kundenakquise, Vertragsgestaltung, Implementierung von Arbeitsabläufen oder Kampagnenentwicklung. Später könne KI dann unterstützend eingesetzt werden.
Aber auch dann müssen die Gründer*innen mitdenken. Weyrauch warnt vor einem ungebremsten Einsatz von KI. Die Plattformen, über die man KI nutzen könne, hätten derzeit noch deutlichen „Optimierungsbedarf“, es gebe schlicht bisher nicht so viele, die zuverlässig und seriös arbeiteten. Gerade beim Thema Urheberrecht sollte man besonders kritisch sein. So müsse man sicher sein können, keine urheberrechtlich geschützten Textbausteine zu verwenden, die eine KI anbieten könnte.
Die gute Mischung machts Potenzielle Gründer sollten sich von KI nicht davon abhalten lassen, eine Social-Media-Agentur aufzubauen, meint Michael Weyrauch. Im Gegenteil: „Wer KI als Werkzeug nutzt, verschafft sich einen Vorsprung.“ Mit Blick in die Zukunft werde Künstliche Intelligenz die Arbeit effizienter und auch sicherer machen, etwa durch die Reduzierung von Grammatik- oder Rechtschreibfehlern in Texten. Social-Media-Manager könnten langfristig mit einem kleineren Mitarbeiterpool auskommen, da KI gerade im operativen Bereich viel Arbeit abnehmen könne. „Die Qualität der Plattformen wird sich hier noch deutlich verbessern. Das spart dem Social-Media-Manager einer Agentur Kosten.“
Das Fazit: „Wer KI als Trend abtut und sich nicht damit beschäftigt, läuft Gefahr, den Anschluss zu verpassen“, sagt Michael Weyrauch. „Er wird am Ende genauso scheitern wie diejenigen, die alles auf KI setzen. Es ist wie so oft im Leben: Die richtige Mischung, macht’s.“
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